Jessica Pötzsch hat mit Unterstützung der Jugendberufsagentur des Landkreises beim „Bützower Hof“ einen Arbeitsvertrag bekommen
Ihre Geduld hat sich ausgezahlt. In mehreren Praktika hat sich Jessica Pötzsch im „Bützower Hof“ empfohlen, um am Ende mit einem Arbeitsvertrag belohnt zu werden. Ab dem 1. Juni ist sie beim Gastronomiebetrieb von Heribert Suhl fest angestellt. „Ich habe lange dafür gekämpft. Früher habe ich mir mal etwas anderes vorgestellt, aber jetzt will ich hier nicht mehr weg“, sagt die 22-jährige Bützowerin, die künftig in der Hauswirtschaft tätig ist. Mit einer tadellosen Arbeitsmoral wusste sie ihren Chef zu überzeugen. „Sie war immer zuverlässig“, sagt Heribert Suhl. Dazu muss man wissen, dass Jessica Pötzsch keine gewöhnliche Praktikantin war, sondern durch die Jugendberufsagentur des Landkreises gefördert wurde. Diese kümmert sich um Jugendliche und Erwachsene im Alter zwischen 15 und 27 Jahren, die in der Regel keinen Schulabschluss und in der Arbeitswelt noch keinen Fuß gefasst haben. „Sie brauchen Unterstützung. Der Fokus liegt auf der sozialen Integration“, erklärt Sozialpädagogin Grit Kunkel-Broese. Die Gründe, warum Jugendliche in Schieflage geraten können, seien vielfältig. „Missbrauch, häusliche Gewalt, Suchtgefahr. Sie müssen physisch und psychisch erst einmal stabilisiert werden“, sagt Andrea Buchholz, Sektionsleiterin vom zuständigen Institut für Bildung und Forschung. Die pädagogischen Fachkräfte erstellen deshalb Hilfspläne für die Jugendlichen, um sie so gut es geht auf den richtigen Weg zu bringen. Wichtig sei es, neue Strukturen zu schaffen. „Das geht schon beim frühen Aufstehen los“, nennt Andrea Buchholz ein Beispiel. Das benötige aber Zeit. Genau deshalb gehe es auch immer um eine Langzeitbetreuung. So war es auch bei Jessica Pötzsch. Knapp fünf Jahre und in regelmäßigen Abständen praktizierte sie immer mal wieder im „Bützower Hof.“ Der Familienbetrieb hat sich inzwischen als Netzwerkpartner der Jugendberufsagentur, die vom Jugendamt und Jobcenter gefördert wird, bewährt. Davon gibt es in Bützow schon einige, mit denen Grit Kunkel-Broese und Andrea Buchholz zusammenarbeiten. „Wir haben einen gewissen Heimvorteil, kennen hier viele Leute“, sagt Kunkel-Broese. Allerdings ist nicht jede Zusammenarbeit zwischen Unternehmern und den Jugendlichen von Erfolg gekrönt. „Es klappt nicht immer“, gesteht sie. In der Regel ist es eine Mentalitätsfrage. „Die Jugendlichen müssen auch wollen“, sagt die Bützowerin. Rund 120 Jugendliche betreut die Jugendberufsagentur derzeit an ihren Standorten in Güstrow, Teterow, Rostock und Bützow. Durchschnittlich 35 werden in eine Ausbildung, ein Praktikum, einen Beruf oder eine berufsvorbereitende Maßnahme vermittelt. „Unser Ziel ist es, sie so zu fördern, dass sie irgendwann auf eigenen Beinen stehen“, sagt Grit Kunkel-Broese.