Dienstag, 02 Juni 2020 07:55

Die Jugendberufsagentur während Corona – Herausforderungen und Chancen

Die Hilfeangebote in der Jugendberufsagentur (JBA) gestalten sich in dieser Zeit anders, sind aber umso wichtiger. Ausfall der Schule, der Arbeit oder Praktika und anlaufender Integration in Maßnahmen innerhalb der JBA können zu fehlender Tagesstruktur und Aggressionen innerhalb und außerhalb des familiären Kontextes führen. Während der Kontakteinschränkungen aufgrund von Corona lassen wir, unsere Termine mit den Jugendlichen in der JBA nicht abbrechen. Die Kontakte finden regelmäßig per Telefon, Mail, SMS oder postalisch statt. Diese Angebote werden auch gerne und kontinuierlich von unseren Teilnehmenden wahrgenommen. Das ist wichtig, um die aufgebauten Strukturen und das Vertrauen sowie die entstandenen Bindungen zu halten, denn eine Pandemie macht keinen Halt vor den laufenden Probleme, Schulden oder den anstehenden medizinischen Besuchen, diese laufen weiter auf und müssen schnellstmöglich organisiert werden. Weiterhin vereinbaren wir auch Treffen in der freien Natur, vor der Haustür oder aus dem Auto heraus- selbstverständlich unter den aktuellen Hygienevorschriften. Durch diese Möglichkeit der Kontaktaufnahme können beispielsweise Mahnverfahren, anstehende Förderanträge oder auch Praktikumsverträge besprochen und bearbeitet werden. Hier gehen wir zum Teil auch ungewöhnliche Wege. So werden z.T. Anträge und Unterlagen vor Ort „eingescannt“ (Handy), per VPN auf den Server übertragen und dann per verschlüsselter E-Mail versendet. Praktikumsstellen werden nach wie vor von uns organisiert und Teilnehmende integriert. Ebenso finden Neuaufnahmen durch z.B. Zuweisungen über das Jobcenter statt. Eine regelmäßige und kontinuierliche Kontaktdichte auch per Telefon o.ä. stellt eine wichtige und unerlässliche Konstante auch oder gerade in der Corona - Krise für die Jugendlichen der JBA dar. Denn eine große Anzahl der jugendlichen Teilnehmenden der JBA leiden nicht nur an fehlender Motivation und einer fehlenden Tagesstruktur, sondern auch unter gesundheitlichen und psychosomatischen Beeinträchtigungen. Entscheidend für einen nachhaltigen Erfolg unserer gemeinsamen Zusammenarbeit innerhalb der JBA ist eine Kontinuität und Stetigkeit in der Arbeit mit den Jugendlichen. Eine Unterbrechung des Betreuungsprozesses innerhalb der Corona – Krise könnte die bisher erzielten positiven Effekte in Bezug auf eine Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt und die bisher erzielten positiven Auswirkungen auf die körperliche und seelische Gesundheit unserer jugendlichen Teilnehmenden beeinträchtigen oder gar zu einem Rückschritt und fehlenden sozialen Bindungen und Strukturen führen. Ein Abbruch sämtlicher Beratungsstrukturen führt zu Verunsicherung, Ängsten und Konflikten. Darum ist es für uns wichtig alternative Hilfeangebote in der Krisenzeit in Bezug auf Betreuung, Beratung für unsere hilfebedürftigen Jugendlichen zu initiieren, da diese in schwierigen Lebenslagen unter den aktuellen Bedingungen ganz besonders auf unsere Hilfen angewiesen sind. Wir stärken die Jugendlichen und geben ihnen das Gefühl, dass eine Krise auch eine Chance sein kann. Wichtig daran ist, zu akzeptieren, was ist, das Selbstvertrauen zu stärken und die Situation positiv zu beeinflussen und das auch gemeinsam. Die Jugendberufsagentur ist so auch in der Zeit der aktuellen Einschränkungen stets präsent und bietet ihren Teilnehmenden eine verlässliche Zusammenarbeit. Diese Kontinuität ist für unsere Jugendlichen sehr wichtig.
Jessica Pötzsch hat mit Unterstützung der Jugendberufsagentur des Landkreises beim „Bützower Hof“ einen Arbeitsvertrag bekommen Ihre Geduld hat sich ausgezahlt. In mehreren Praktika hat sich Jessica Pötzsch im „Bützower Hof“ empfohlen, um am Ende mit einem Arbeitsvertrag belohnt zu werden. Ab dem 1. Juni ist sie beim Gastronomiebetrieb von Heribert Suhl fest angestellt. „Ich habe lange dafür gekämpft. Früher habe ich mir mal etwas anderes vorgestellt, aber jetzt will ich hier nicht mehr weg“, sagt die 22-jährige Bützowerin, die künftig in der Hauswirtschaft tätig ist. Mit einer tadellosen Arbeitsmoral wusste sie ihren Chef zu überzeugen. „Sie war immer zuverlässig“, sagt Heribert Suhl. Dazu muss man wissen, dass Jessica Pötzsch keine gewöhnliche Praktikantin war, sondern durch die Jugendberufsagentur des Landkreises gefördert wurde. Diese kümmert sich um Jugendliche und Erwachsene im Alter zwischen 15 und 27 Jahren, die in der Regel keinen Schulabschluss und in der Arbeitswelt noch keinen Fuß gefasst haben. „Sie brauchen Unterstützung. Der Fokus liegt auf der sozialen Integration“, erklärt Sozialpädagogin Grit Kunkel-Broese. Die Gründe, warum Jugendliche in Schieflage geraten können, seien vielfältig. „Missbrauch, häusliche Gewalt, Suchtgefahr. Sie müssen physisch und psychisch erst einmal stabilisiert werden“, sagt Andrea Buchholz, Sektionsleiterin vom zuständigen Institut für Bildung und Forschung. Die pädagogischen Fachkräfte erstellen deshalb Hilfspläne für die Jugendlichen, um sie so gut es geht auf den richtigen Weg zu bringen. Wichtig sei es, neue Strukturen zu schaffen. „Das geht schon beim frühen Aufstehen los“, nennt Andrea Buchholz ein Beispiel. Das benötige aber Zeit. Genau deshalb gehe es auch immer um eine Langzeitbetreuung. So war es auch bei Jessica Pötzsch. Knapp fünf Jahre und in regelmäßigen Abständen praktizierte sie immer mal wieder im „Bützower Hof.“ Der Familienbetrieb hat sich inzwischen als Netzwerkpartner der Jugendberufsagentur, die vom Jugendamt und Jobcenter gefördert wird, bewährt. Davon gibt es in Bützow schon einige, mit denen Grit Kunkel-Broese und Andrea Buchholz zusammenarbeiten. „Wir haben einen gewissen Heimvorteil, kennen hier viele Leute“, sagt Kunkel-Broese. Allerdings ist nicht jede Zusammenarbeit zwischen Unternehmern und den Jugendlichen von Erfolg gekrönt. „Es klappt nicht immer“, gesteht sie. In der Regel ist es eine Mentalitätsfrage. „Die Jugendlichen müssen auch wollen“, sagt die Bützowerin. Rund 120 Jugendliche betreut die Jugendberufsagentur derzeit an ihren Standorten in Güstrow, Teterow, Rostock und Bützow. Durchschnittlich 35 werden in eine Ausbildung, ein Praktikum, einen Beruf oder eine berufsvorbereitende Maßnahme vermittelt. „Unser Ziel ist es, sie so zu fördern, dass sie irgendwann auf eigenen Beinen stehen“, sagt Grit Kunkel-Broese.

Zu diesem Thema luden wir unsere Jugendlichen am 30. Januar zu einer Gruppenveranstaltung ein.
Es kamen nicht nur die Jugendliche aus Güstrow, sondern auch von unserem Teterower Standort.

Doris Walk und Manuela Halbeck helfen jungen Leuten, Probleme zu überwinden und einen Job zu finden.
Vanessa hat einen Traum: Sie möchte Erzieherin werden und Kindern Freude bereiten. Ihr eigenes Leben hatte der jungen Frau hingegen bislang kaum Schönes zu bieten. Borderline-Syndrom, Essstörung, Depressionen – Vanessa Ehring musste schon viel durchmachen. Therapien halfen ihr nicht, die Schule brach sie ab. Statt mittlerer Reife machte Vanessa Schulden.

Jugendberufsagentur

Die Jugendberufsagentur im Landkreis Rostock ist ein kreisweites, rechtskreisübergreifendes Angebot der Jugendsozialarbeit/Jugendberufshilfe. Die Jugendberufsagentur wird durch den Landkreis Rostock und das Jobcenter des Landkreises Rostock gefördert.

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